Aurélie Aymon

Skulpturenweg

Das weisse Lamm und die Hirtin

Das weisse Lamm und die Hirtin

1264 gehörten Nendaz und das Schloss Brignon den Grafen von Savoyen, deren Herrscher jedes Jahr in der Gegend auf die Jagd gingen.

Eines Tages erschien auf die Almwiesen von Bleusy ein junger Reiter auf einem wunderschönen schwarzen Pferd. Es war Perrod, der Burgherr. Er wandte sich an einen der Hirten und befahl:
- Es gibt bei euch eine Hirtin namens Hugonnette, geh und hol sie, von heute an nehme ich sie in meinen Dienst.
Hugonnette war achtzehn Jahre alt und ein sehr hübsches Bauernmädchen mit einem frischen, rosigen Teint, sie war anmutig und freundlich.
- Hugonnette ist meine Schwester, antwortete der Hirte, sie ist für uns hier unentbehrlich. Sie können in Saclentse ohne Problem eine passende Magd finden.
Aber der Herr wollte nichts davon hören und befahl dem Hirten, seine Schwester zu holen.

Der Junge machte sich sofort auf den Weg, um Hugonnette vor der Gefahr zu warnen, die ihr drohte. Er schickte sie in den Wald, um sich zu verstecken.
Der Schäfer kehrte dann zum Herr zurück und sagte ihm:
- Meine Schwester ist nicht im Chalet, sie muss nach Saclentse runtergelaufen sein. Sie werden sie an dem weissen Lamm erkennen, das ihr überall hin folgt.

Perrod stieg auf sein Pferd und verschwand auf dem Pfad, der nach Saclentse hinunterführte. In diesem Dorf gab es ein armes, geistig etwas zurückgebliebenes Mädchen, das man von morgens bis abends mit einem weissen Lamm herumlaufen sah. Als der Herr Saclentse erreichte, sah er hinter den Büschen über der Printze ein weisses Lamm und verfolgte es. Das Lamm flüchtete vor Angst, gefolgt von seiner Hüterin. Perrod trieb sein Pferd zu einem gewaltigen Sprung über die Felsen an, doch beide stürzten in den Abgrund, während das Mädchen und sein Lamm sich unter einem Felsen versteckten. Weder der Ritter noch sein Pferd wurden jemals wieder gesehen.

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